Ballroom

 

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Besser tanzen mit Yoga: Uttanasana — Stehende Vorwärtsbeuge.
Der ‘Throwaway Oversway’ des Yogi.

Gastbeitrag: Lubosch Bublák       Bearbeitung: Kerstin Lange       Fotos: Helmut Römhild


 


“O-haua-haua-haua!” denkt derjenige, der diese scheinbar harmlose Übung zum ersten Mal versucht.

Obwohl es lediglich darum geht, den Oberkörper in Richtung Boden ‘hängen’ zu lassen, sind sehr schnell beachtliche Schmerzen auf der gesamten Rückseite der Beine zu fühlen.

Der Tänzer ist zwar darin geübt, während des Tanzens trotz körperlicher Großanstrengung ein fröhliches Gesicht zu zeigen; bei dieser yogischen Haltung sollte man hingegen Gelassenheit auf seine Stirn zaubern.

Immerhin geht es bei Yoga eher darum, an der eigenen Gesundheit entspannt zu feilen, als um das Zurschaustellen eines ‘ever-smiling pretty-shitty-face’.

 

Füße hüftbreit, ein wenig einwärts gedreht ...

und schon kommt die erste Hürde: wie beuge ich mich regelgerecht nach unten?
Auf jeden Fall sollte man sich davor hüten, Yoga-Models in Büchern nachzueifern; meist haben diese übenden 20 Jahre Yoga auf dem Buckel und sind entsprechend durchgedehnt.

Eine Hauruckbewegung mit den Händen zum Boden ist für die Bandscheiben äußerst gefährlich, ebenso das zielstrebige Streben der Handflächen zum Boden hin.

Wer sich bestmöglich für sein Tanzen vorbereiten möchte, sollte auf jeden Fall die Knie beugen und mit den Händen langsam an den Schienbeinen hinuntergleiten.

Und sofort bemerkt man, was alles nicht stimmt.
Wie mir die Praxis mit Tänzerinnen und Tänzern gezeigt hat, sind die meisten ziemlich verspannt — in den Waden, den rückwärtigen Oberschenkeln, im Rücken.

Vorbereitung

 

Lubosch Bublak

Gastautor: Lubosch Bublák

Yoga-Lehrer und ehemaliger Turniertänzer,
Mitglied im
BDY, VYLK, Tanzmedizin Deutschland e.V.
www.ashtanga-yoga-kiel.de


Power Yoga im Tanzsport.

In einer kurzen Reihe wird Lubosch Bublák spezielle Yoga-Haltungen vorstellen, die dem Turniertänzer helfen, unmittelbar vor dem Wettkampf Körper und Geist in Einklang zu bringen.
Fotos zu den Yoga Übungen zeigen die Ausführung, der Text erläutert wichtige Aspekte der Yoga Haltungen.

Alexa Potrykus and Petra Reiter-Löbbing führen die Yoga Haltungen vor –  und zusätzliche Übungen, die nicht nur im Tanzsport nützlich sind.

Power Yoga bringt den Muskeln, Sehnen, Bändern und Gelenken Kraft und Entspannung. Power Yoga vermindert fühlbar den Stress – und nur ein stressfreier ‘tänzerischer Organismus’ kann bekanntlich die Musik bestmöglich ‘vertanzen’.

Kein Turniertänzer hat vor einem Wettbewerb Zeit, ein vollständiges Power Yoga Programm zu üben.
Das muss auch nicht sein, denn die Übungen sind leicht auszuführen und zeigen, wie eine Wundermedizin, schnelle Wirkung.

Power Yoga ergänzt überhaupt das Training der Turniertänzer.

Denn auch wenn die Inder während ihrer Yoga Übungen vor 5000 Jahren wohl nicht unbedingt an's Turniertanzen, den Langsamen Walzer oder an Samba gedacht haben, können Tänzer von Yoga profitieren, indem sie mit einem kürzeren überschaubaren Ergänzungsprogramm die Grundlage für ein bewussteres Tanzen schaffen.

 

Petra Reiter-Löbbing und Alexa Potrykus zeigen, wie es gemacht wird.

Petra Reiter-Löbbing

Petra Reiter-Löbbing

Yoga-Lehrerin (BDY/EYU)
www.vitalcenterwentorf.de

Alexa Potrykus

Alexa Potrykus

Yoga-Lehrerin
TSV Glinde von 1930 e.V.
www.tsv-glinde.de

Die Yoga Fotos entstanden in den Räumen des Vital Center Wentorf und des TSV Glinde. Vielen Dank für die grosszügige Unterstützung.

Vital Center Wentorf

Vital Center Wentorf e.K.
www.vitalcenterwentorf.de

TSV Glinde e.V.

TSV Glinde von 1930 e.V.
www.tsv-glinde.de


Sehnen, Bänder, Muskeln: Viel Arbeit für den Beinsportler.

Nachdem man einen guten Stand eingenommen und die Arme gesenkt hat, versucht man nun, die Beine sanft von innen her zu strecken.

Es geht darum, die Sitzbeinknochen zu heben, sie gleichsam von den Kniekehlen weg in Richtung Decke zu bewegen.

Die rückwärtigen Oberschenkel zu bearbeiten ist ziemlich knifflig, denn dahinter verbergen sich nicht nur Muskeln, sondern auch Sehnen und Bänder, also jene Gebilde, die sich leider nur mit viel Geduld dehnen lassen.

Das Strecken der Beine ist eine Arbeit, für die gerade manche Beinsportler durchaus ein halbes Leben einplanen können.

Gelingt es, spürt der Tänzer, wie sich die vorderen Beckenknochen in Richtung Großzehen bewegen und damit das Becken nach vorne kippt.

Auf diese Weise wird anstatt im unteren Rücken und der Lendenwirbelsäule in den Hüftgelenken gebeugt, die für diese Bewegung auch vorgesehen sind; so wird ein gesundes Vorbeugen möglich und die Streckung vergößert.

Wie diese Arbeit durch den Einsatz des sagenumwobenen Uddiyana Bandha als Teil der Bauchmuskelkraft unterstützt werden kann, muss auf einen Workshop vertagt werden, wo mehr Zeit auf Details verwendet werden kann.

Bodenberührung.

Wer mit den Fingerspitzen zum Boden kommt — herzlichen Glückwunsch!

Wer gar die Handflächen zum Boden bringt oder die Zehen greifen kann — Vorsicht! Denn dann beginnt manch übermotivierte Person, sich vollständig auf die Vorderseiten der Bein hinunterzuziehen, was nicht Sinn dieser übung ist.

Lieber die Schwerkraft für sich einsetzen und mit ihrer Hilfe den Rücken mild nach unten dehnen, so ist es regelgerecht und so mögen es auch die Bandscheiben.

Die Arme können dabei verschränkt sein, so dass die Hände die Ellbogen halten.
Der Kopf hängt gelassen nach unten und folgt den Armen.

Vorbereitung

Der ‘Throwaway Oversway’ des Yogi

Wie profitiert der Tänzer von dieser Haltung?

Sich auf diese Weise ruhig auszudehnen, bewirkt eine verbesserte Durchblutung des Gewebes und schenkt größere Lebendigkeit in den Beinen.

Wenn man sich nach etwa einer halben Minute aufrichtet, fühlt man sich erfrischt und leicht wie nach einem Kurzurlaub und ist nach ein paar Atemzügen bereit für die nächste Tanzrunde.

Die stehende Vorwärtsbeuge ist gleichsam der ‘Throwaway Oversway’ des Yogi: gelingt es ihm, die ganze Kunstfertigkeit einzubringen, entstehen Gefühle, von denen der Normalsterbliche nur träumen kann.
Als eine Art Allround-Instrument bringt es dem Yoga-Tänzer geschmeidige und flinke Beine, es lockert im Schulterbereich und dehnt den Rücken.
Die übung gilt als ausgesprochen depressionsvertreibend und stressverringernd.
Nach dem hinabschauenden Hund ist sie für jeden Tänzer von größtem Nutzen.

 

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Aktualisiert: 25.05.2009