Ballroom

 

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Besser tanzen mit Yoga: Vrikshasana – die Baumhaltung.
Oder warum es auch für Tänzer lohnend ist, auf Bäume zu klettern.

Gastbeitrag: Lubosch Bublák       Bearbeitung: Kerstin Lange       Fotos: Helmut Römhild

 

Yoga Baum

Der Tänzer als Rakete?
Lieber nicht!

Wo eine Rakete aufgrund des Rückstoßeffekts durch den Raum schießt, wird ein Tänzer mit ebenso kräftigem Anschub kaum von der Stelle kommen und statt dessen auf die Nase fliegen.

Ein Tänzer muss Bodenkontakt halten!
Je mehr er imstande ist, durch seine Fußsohlen mit dem Boden zu kommunizieren, desto raumgreifender und eleganter wird er über’s Parkett gleiten.

Auch im Yoga spielt Bodenkontakt eine wichtige Rolle,

und trotz abenteuerlichster Berichte ist es den Wenigsten vergönnt gewesen, einen Yogi schweben zu sehen.

Die klassische Yoga-Haltung des Baums lehrt, wie man es schafft, trotz widriger äußerer Umstände (beispielsweise Wertungsrichter) einen schwankenden oder eben auch tanzenden Körper im Gleichgewicht zu halten.

Nicht wie ein morscher Stamm umzuknicken, sondern aufrecht zu bleiben ...

und die gestellte Aufgabe zu lösen: dazu bilden wir einerseits mit dem Körper die Kraft, auf einem Bein zu stehen; andererseits liefert der Geist die dafür nötige Konzentration.

So üben wir mit dieser Haltung nicht nur den Gleichgewichtssinn, sondern auch die mentale Fähigkeit, trotz Stress gelassen zu bleiben.

 

Eine halbe Minute ruhigen Atem genießen, danach von vorn ...

Stufe 1

Schließe die Füße und verlagere das Körpergewicht auf einen Fuß.

Winkele das freie Bein nach außen ab und setze die Fußsohle gegen den Knöchel des Standbeins.

Halte das Knie des Standbeins weich und ‘durchlässig’ und beginne, den Körper zu strecken: verlängere die Körperseiten, hebe das Brustbein, nimm den Hinterkopf leicht zurück.

Lege die Handflächen gegeneinander, führe die Arme langsam über den Kopf zur Decke hoch und schaue nach vorn.

Eine halbe Minute ruhigen Atem genießen, danach von vorn mit dem anderen Fuß.

Yoga Baum Vorbereitung

 

Lubosch Bublak

Gastautor: Lubosch Bublák

Yoga-Lehrer und ehemaliger Turniertänzer,
Mitglied im
BDY, VYLK, Tanzmedizin Deutschland e.V.
www.ashtanga-yoga-kiel.de


Power Yoga im Tanzsport.

In einer kurzen Reihe wird Lubosch Bublák spezielle Yoga-Haltungen vorstellen, die dem Turniertänzer helfen, unmittelbar vor dem Wettkampf Körper und Geist in Einklang zu bringen.
Fotos zu den Yoga Übungen zeigen die Ausführung, der Text erläutert wichtige Aspekte der Yoga Haltungen.

Alexa Potrykus and Petra Reiter-Löbbing führen die Yoga Haltungen vor –  und zusätzliche Übungen, die nicht nur im Tanzsport nützlich sind.

Power Yoga bringt den Muskeln, Sehnen, Bändern und Gelenken Kraft und Entspannung. Power Yoga vermindert fühlbar den Stress – und nur ein stressfreier ‘tänzerischer Organismus’ kann bekanntlich die Musik bestmöglich ‘vertanzen’.

Kein Turniertänzer hat vor einem Wettbewerb Zeit, ein vollständiges Power Yoga Programm zu üben.
Das muss auch nicht sein, denn die Übungen sind leicht auszuführen und zeigen, wie eine Wundermedizin, schnelle Wirkung.

Power Yoga ergänzt überhaupt das Training der Turniertänzer.

Denn auch wenn die Inder während ihrer Yoga Übungen vor 5000 Jahren wohl nicht unbedingt an's Turniertanzen, den Langsamen Walzer oder an Samba gedacht haben, können Tänzer von Yoga profitieren, indem sie mit einem kürzeren überschaubaren Ergänzungsprogramm die Grundlage für ein bewussteres Tanzen schaffen.

 

Petra Reiter-Löbbing und Alexa Potrykus zeigen, wie es gemacht wird.

Petra Reiter-Löbbing

Petra Reiter-Löbbing

Yoga-Lehrerin (BDY/EYU)
www.vitalcenterwentorf.de

Alexa Potrykus

Alexa Potrykus

Yoga-Lehrerin
TSV Glinde von 1930 e.V.
www.tsv-glinde.de

Die Yoga Fotos entstanden in den Räumen des Vital Center Wentorf und des TSV Glinde. Vielen Dank für die grosszügige Unterstützung.

Vital Center Wentorf

Vital Center Wentorf e.K.
www.vitalcenterwentorf.de

TSV Glinde e.V.

TSV Glinde von 1930 e.V.
www.tsv-glinde.de


Zugegeben, das war die D-Klasse, aber jeder Übende fängt klein an.

Stufe 2

Führe den angewinkelten Fuß diesmal höher, nämlich gegen das Innenknie des Standbeins, so dass im angewinkelten Bein eine leichte Hüftöffnung nach außen entsteht.

Yoga Baum Schliessen der Hände

Halte die Finger an die Hüftknochen, um Stabilität zu finden, und führe anschließend die Handflächen wieder zusammen und die Arme nach oben.

Auch diesmal die Übung mit dem anderen Fuß wiederholen.

Stufe 3: Die S-Klasse!

Jetzt wird die Fußsohle des gebeugten Beins noch höher gelegt, nämlich auf den Ansatz des Innenoberschenkels des Standbeins.

Die Außenrotation des gebeugten Beins vergrößert sich, und es wird schwieriger, das Gleichgewicht zu halten, weil der Fuß des angewinkelten Beins anfänglich immer wieder nach unten rutscht.

Hier hilft kein Raketen-Rückstoßeffekt, denn nur wenn zwei Kräfte eine harmonische Einheit bilden, funktionierts:
Entscheidend ist dabei die Stabilität des Standbeins, denn Während die Fußsohle gegen den Innenoberschenkel des Standbeins drückt, entwickelt dessen Oberschenkel eine Gegenkraft zur angelegten Fußsohle.

In diesem Kräfteverhältnis wird es leichter, Stellung und Konzentration zu halten und gleichmäßig zu atmen.

Schließe auch hier die Handflächen und führe die Arme nach oben, blicke gelassen nach vorn.

Der ‘Baum’ wächst, wie in der Natur, von innen her ...

Jetzt, in der Endposition, kannst du spüren, wie sich die Sitzknochen leicht zueinander bewegen und du durch diese binnenkörperliche Kraft gleichsam von selbst aufgerichtet wirst: Dein ‘Baum’ wächst, wie auch in der Natur, von innen her – und der Tänzer wächst mit.

Tiefes Einatmen leitete die Körperstreckung ein, sie wird sich deshalb deutlich angenehmer anfühlen, als wenn man versucht, sie krampfhaft zu erreichen, denn nur so lässt sie – wie bei einem Baum – trotz Festigkeit in der Mitte genügend Bewegungsfreiheit.

Innere Ausgeglichenheit und die äußere Ruhe der Haltung bilden bei dieser Haltung ein harmonisches Paar.

Für alle diejenigen Tänzerinnen und Tänzer, die nicht über ein angeborenes Balancegefühl verfügen, gilt: bei Schwankungen jeder Art hilft es, während der Übung mit den Augen einen Punkt zu fixieren.

Yoga Baum Endposition

Psychologie kommt in’s Spiel.

Wenn es trotz allem nicht gelingen will, das Gleichgewicht zu halten, lässt das Rückschlüsse auf das tiefe innere Befinden des Übenden zu.

Psychologie kommt in’s Spiel und wer Mühe hat, sich zu konzentrieren, sollte sich fragen, warum.

Wie profitiert der Tänzer von dieser Haltung?

Tänzer profitieren von einer Kräftigung des Beinapparats, von einer Streckung des ganzen Körpers und vor allem von der Übung der Konzentration, so dass man letztlich selbst im Ansturm schlechter Wertungen starke Wurzeln in den Boden hinein entwickelt und unter prüfenden Wertungsrichterblicken gelassener seine Bahnen ziehen kann.

Yoga funktioniert – aber so wie Tanzen, nicht nach einem Übungsabend, sondern nach regelmäßiger Anwendung.

Dann aber lässt sich ein Tänzer, der ‘bloß’ tanzt, durchaus von demjenigen unterscheiden, der seine Mitte spürt und von dort den Kontakt nicht nur zum Partner, sondern auch zum Parkett halten kann.

 

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Aktualisiert: 03.08.2009