Ballroom

 

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Der Tänzer im Visier – Fotografie und Tanzsport: Gruppenfotos.

Text: Helmut Römhild       Foto: Helmut Römhild

Es gibt hauptsächlich 2 Arten von Gruppenfotos im Tanzsport:

•  Die Siegerehrung auf Turnieren.
•  Das offizielle Foto aller Tänzer, die für einen Vereinen antreten (für Presse, Werbung und die ‘Ruhmeswand’).

Der Vorteil für den Fotografen: Gruppenfotos sind statisch, niemand bewegt sich.
Der Nachteil: Es gibt einige Probleme zu lösen.

 

Group Shot

Ein Foto mit allen Turniertänzern des Vereins? Vergiß’ es am besten.

Häufig ist das Organisieren eines Gruppenfotos die größte Herausforderung. Es scheint nahezu unmöglich zu sein, alle Tänzer eines Vereins vor einer Kamera zusammenzubringen.

Wenn die Tänzer dann doch vor der Kamera stehen, hat der Fotograf oder die Fotografin technische Probleme zu lösen: Alle Leute müssen irgendwie im Bild untergebracht werden und dazu noch ausreichend beleuchtet sein.

 

Hauptsache, es passt.

Alle im Bild zu haben ist das A und O des Gruppenfotos. Damit die Gruppe in‘s Bild passt muß der Fotograf den richtigen Abstand finden. Nur dann ‘sieht’ die Kamera Jeden und Jeder ist auf dem Foto.

Alles hängt hierbei vom Bildwinkel ab.

Der Bildwinkel wird bestimmt von der Bildgröße des Filmmaterials bzw. des Kamerachips und der Brennweite des Objektivs.

Ein Beispiel:

7 Turnierpaare nebeneinander sind ein Objekt von etwa 7 Metern Breite.

Für eine frontale Aufnahme mit einem 28mm Objektiv auf einer APS-Chip Kamera muß der Fotograf fast 9 Meter zurücktreten, um die 7 Paare in‘s Bild zu bekommen.

Fast 9 Meter Abstand, um 7 Paare im Bild zu haben.

Das bedeutet, daß die Menschen recht klein erscheinen:
Angenommen, ein stehender Mensch nimmt etwa 1,80 Meter ein, dann füllen die 7 Paare weniger als den halben verfügbaren Paltz auf dem Foto.

Ein Bild aus 9 Metern Abstand wird eine recht schmale Reihe von Menschen zeigen. Man muß wohl schon recht genau hinschauen, um irgendwas Interessantes zu entdecken.

Ist die Gruppe kleiner, kann der Fotograf dichter herangehen

und mehr Einzelheiten aufnehmen, denn die Menschen werden nun fast das ganze Bild füllen.
Eine größere Gruppe dagegen zwingt den Fotografen, weiter zurückzutreten und die Menschen werden kleiner:

•  3 Paare sind etwa 3 Meter breit und passen in‘s Bild aus etwa 3,74 Metern Abstand.
•  18 Paare, die etwa 18 Meter Raum einnehmen, kommen erst aus 22,40 Metern Abstand voll in‘s Bild –  allerdings als eine Reihe winziger Wesen, kaum zu erkennen.

 

Genügend Licht im Bild? Große Abstände und das Gesetz des umgekehrten Quadrats.

Das Problem sind hier die großen Abstände, der Gegner des Fotografen ist das Gesetz des umgekehrten Quadrats.

Das Gesetz des umgekehrten Quadrats besagt einfach, daß mit zunehmendem Abstand das Licht, das zur Kamera zurückkommt, zunehmend schwächer wird –  allerdings dramatisch schwächer

Zudem braucht der Fotograf einen Blitzlichtkegel der breit genug ist, um die Gruppe vollständig auszuleuchten.

Eine Frontalaufnahme von 7 Paaren aus 9 Metern Abstand braucht folgende Einstellungen:

Wird direkt geblitzt, muß sich der Lichtkegel in einem Winkel von mindestens 44 Grad ausbreiten.

Ein Nikon Blitz vom Typ SB 27 braucht dazu den Reflektor Zoom ‘50mm’ der eine Blitzstärke von Leitzahl 42 erzeugt.
Das zurückgeworfene Licht kann noch mit Blende f/4.4 aufgenommen werden.

Wird indirekt gegen eine 7 Meter hohe Decke mit Leitzahl 50 geblitzt, dann entsteht ein mehr als 7 Meter breiter Blitzlichtkegel, wenn der Blitz im Winkel von 45 Grad zu Decke zeigt und der Fotograf 9 Meter von der Gruppe entfernt ist.

Eine Blende von etwa f/2.6 würde das Licht noch erfassen.

Aber eins ist klar: Ob Lampen oder Fenster, egal – hier wird dringend zusätzliches Licht gebraucht.

 


Fotografie und Tanzsport.

Kameras verfolgen die Tänzer, Blitzlichter von allen Seiten: Völlig normal selbst für die kleinsten Veranstaltungen.
Tänzer zu fotografieren hat die unterschiedlichsten Gründe:
als nette Erinnerung, um später den Auftritt zu analysieren, für die Presse oder die Websites der Vereine.

Aber alle, die eine Kamera benutzen, haben etwas gemeinsam: Sie wollen das bestmögliche Ergebnis – weil jede Veranstaltung einzigartig ist und sich nie so wiederholen wird.

In einer Reihe von Artikeln wird ‘Ballroom’ ausgewählte Themen der Tanzsportfotografie beleuchten.

 


Und so funktioniert‘s: Die Gruppe einfach schrumpfen.

Nochmal: Je dichter dran, je mehr ist zu sehen.

Aber wie kommt man dichter heran und hat gleichzeitig noch alles im Bild?
Nichts leichter als das: Die Gruppe muß kleiner werden, also wird sie eingeschrunpft.

Hier sind ein paar Möglichkeiten, die Gruppe kleiner werden zu lassen und so näher heranzukommen.

Schräge Fotos: Die Gruppe einfach kippen.

Einfach weiter nach links oder rechts gehen und die Gruppe nicht frontal, sondern schräg von der Seite fotografieren.
Die Gruppe ist jetzt gekippt, das heißt, sie ist optisch kleiner und passt in ein kleineres Blickfeld.

Und jetzt kann der Fotograf dichter herangehen.

7 Paare, die etwa 7 Meter Raum einnehmen, können schräg von der Seite wesentlich besser aufgenommen werden: zwar ist der Abstand zur entferntesten Person immer noch 9,23 Meter, der zur dichtsten jedoch nur noch 3,70 Meter!
Wesentlich mehr Leute sind jetzt nahe vor der Kamera und das Bild wird alle Einzelheiten zeigen.

Das Problem ist allerdings hierbei die Tiefenschärfe zwischen dem entfernten und nahen Ende der Gruppe: Wie viele Leute werden ‘scharf’ sein?
Selbst mit optmierten Einstellungen wird wahrscheinlich das entfernteste Paar und noch eine Person etwas unscharf sein.

Entweder akzeptiert man die leichte Unschärfe oder man verwendet eine enge Blende.
Leider wird die enge Blende zu massiven Problemen mit dem ohnehin schwierigen Licht führen.

Die kleine ‘Digiknipse’ hat hier enorme Vorteile. Die winzige Brennweite des eingebauten Objektivs erzeugt von vornherein eine gewaltige Tiefenschärfe.

Den ‘Kippeffekt’ erreicht man übrigens auch, indem der Fotograf auf einer Leiter steht und die Gruppe sich in 3 bis 4 Reihen hintereinander aufstellt.

Dieser Aufbau macht die Gruppe optisch kleiner und ist perfekt für große Gruppen.

Zusammenflicken? Zusammenflicken!

Eine Panoramaaufnahme wird auch gern als ‘Stitch’ bezeichnet, als zusammengeflickt. In anderen Worten: Wenn eine Szene nicht in 1 Bild passt (z.B. eine Landschaft), wird eine Serie von Einzelbildern aufgenommen, die dann später zusammengefügt werden.

Das funktioniert ebenso gut bei Gruppenfotos: Der Fotograf geht so nah heran wie nötig, um das Bild mit Menschen zu füllen. Das Foto wird gemacht, dann geht der Fotograf in gleicher Entfernung seitwärts, nimmt die nächsten Personen auf, geht weiter seitwärts usw.

Mit entsprechender Panorama-Software können die Einzelaufnahmen ausgerichtet und zusammengefügt werden. Sogar Handys können das heute!

Schnippeln: Cut and paste...

... besonders gut geeignet für die offiziellen Fotos des Vereins, auf denen die Turnierpaare vorgestellt werden.

Die Paare werden einzeln aufgenommen, dann auf dem Computer aus dem Bild ausgeschnitten.
Auch auf dem Computer werden die ausgeschnittenen Paare danach zusammengebracht: Ein neues Bild entsteht.
Die Arbeit erledigen Photoshop™ oder The Gimp, das Gruppenfoto ist eine Fotomontage.

Dieser Ansatz hat einige Vorteile

•  Man nimmt nicht die ganze Gruppe auf, sondern immer nur 2 Leute – kein Problem, die vernünftig in‘s Bild zu bekommen.
•  Einfach zu organisieren. Anstatt (vergeblich) zu versuchen, alle Paare zusammenzubringen, nimmt man sie einzeln auf – wann immer sie Zeit haben, wo auch immer sie gerade zur Verfügung stehen.
•  Das Bild ist problemlos auf dem neusten Stand zu halten. Es ist einfacher, ein Paar zu löschen, zu ersetzen oder eins hinzuzufügen, als einen neuen Termin für alle zusammen zu organisieren.

 

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Aktualisiert: 25.10.2010